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Die Strafstation: Ein Epilog

Sep. 12, 2012

Zu meiner Zivilstation, die ich am Amtsgericht Bernau abgeleistet habe, schrieb ich kaum etwas. Zu neu war das alles und es prasselten einfach zu viele Eindrücke und Erfahrungen auf einen ein.

Dies soll zumindest für die Strafstation, die jetzt hinter mir liegt ein wenig anders werden. Natürlich gab es auch hier wieder viel Neues zu erfahren, allerdings blieb das aus der Zivilstation bereits bekannte “Arbeitsschema” erhalten.
 Auf der einen Seite steht zu Beginn der zweiwöchige Einführungslehrgang und die sich daran anschließende AG, die durchschnittlich einmal die Woche in einem Gericht des Ausbildungsbezirkes (bei mir Frankfurt Oder) stattfindet. Andererseits werdet ihr einem Staatsanwalt zugeteilt, der euch dann mit hoffentlich interessanten Fällen versorgt, die ihr zu bearbeiten hat. Dabei habt ihr meist sozusagen freie Hand. Wenn ihr der Meinung seid, nach dem Ermittlungsstand der Akte sind noch weitere Ermittlungsmaßnahmen vonnöten, dann weist die Polizei dazu an. Anderenfalls schreibt ihr eine Anklage oder stellt das Verfahren ein.

Euer ausbildender Staatsanwalt wird zwar immer noch das tun was er oder sie für richtig erachtet, aber es ist schon ein nettes Gefühl, wenn man weitere Ermittlungen veranlasst hat und nach ein paar Wochen die Ergebnisse auf dem Tisch liegen, sodass man das Ganze zur Anklage bringen oder einstellen kann.

Soweit so gut und lernen tut man, je nachdem wie der eigene Ausbilder drauf ist, einiges.
Weit interessanter und anfangs auch einschüchternder ist der staatsanwaltliche Sitzungsdienst, den jeder Referendar zumindest in Brandenburg rund fünfmal zu bewältigen hat.

Dies meistens ohne, dass jemand danebensitzt und einem die Hand hält.

Dabei ist man im Gerichtssaal der Vertreter der Staatsanwaltschaft, so wie man es aus den nachmittäglichen Gerichtsshows auf diversen Privatsendern kennt, allerdings ohne die da zur Schau gestellte Berufsempörtheit.

Da der erste Sitzungsdienst schon kurz nach dem Ende des Einführungslehrgangs anstehen kann, empfiehlt es sich zumindest für die Herren der Schöpfung, sich frühzeitig nach einer nicht allzu teuren weißen Krawatte umzusehen, da diese zur Pflichtkleidung in der Verhandlung gehört.

Ich habe meine damals für knapp neun Euro über Amazon gekauft, was völlig ausreichend war, da ich nicht beabsichtige, in der nächsten Zeit unbedingt wieder eine weiße Krawatte zum Anzug zu tragen.

Weiterhin habt ihr während der Hauptverhandlung eine Robe zu tragen, die ihr euch aber nicht kaufen oder mieten müsst, sondern am Tag vor den Verhandlungen direkt bei der Staatsanwaltschaft gegen eine Unterschrift ausleihen könnt.
Sollte euch tatsächlich der GAU passieren und ihr vergesst morgens die Robe einzupacken, dann könnt ihr trotzdem vor Beginn der Hauptverhandlungen im Gericht nachfragen, ob man euch eine solche für diesen Tag leihen kann. Oftmals haben die Gerichte die ein oder andere Robe für solche Fälle in der Hinterhand.

Ansonsten bleibt zu sagen, dass man als männlicher Vertreter lediglich ein weißes Hemd, sowie eine weiße Krawatte zu tragen hat. Unter der Robe könnt ihr theoretisch anhaben, was ihr wollt, wobei es viele Richter nicht gern sehen, wenn man etwas anderes als einen klassischen Anzug nebst den dazu passenden Schuhen anhat.
Die Damen sollten lediglich eine weiße Bluse tragen, ansonsten gilt für sie das bereits eben beschriebene.
Dazu wie man eine solche Hauptverhandlung passabel über die Bühne bekommt, habe ich ja bereits einen Tipp gegeben.

Zusätzlich hatte ich mir am Anfang der Station eine Sitzungsdienstvorlage (die ich hier noch verlinken und hochladen werde) gefertigt, die ich dann jeweils einen Tag vor den Verhandlungen mit den mir bereits bekannten Fakten ausgefüllt habe. Gleichzeitig hatte ich aber genug Platz gelassen, um die Entwicklungen in der Hauptverhandlung festhalten zu können, was wichtig ist, um diese im zu haltenden Plädoyer würdigen zu können.
Denn egal was in der Anklage steht, die Erfahrung lehrt, dass sich in der Hauptverhandlung selbst alles anders darstellen kann, als es in der Handakte steht.

Insgesamt kann ich sagen, dass mir die Strafstation doch gefallen hat.
Im Gegensatz zur Zivilstation hat das Arbeitspensum zwar deutlich angezogen, sodass ich teilweise die Wochenenden durcharbeiten musste, um sowohl die mir mitgegebenen Akten zu schaffen, als auch die AG oder den Sitzungsdienst vorzubereiten.

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