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Meine Verwaltungsstation im Bundestag

März 7, 2013

So schnell, wie die Verwaltungsstation anfing, so fix war sie auch wieder vorbei.
Meine begann am 01.10.12 im Bundestag, genauer in den Wissenschaftlichen Diensten, Bereich WD 10 – Kultur, Medien und Sport.

Reichstag

Ich hatte mich ziemlich bald nach Beginn meines Referendariats beim Bundestag beworben und genau diesen Fachbereich als Präferenz angegeben. Bei dem durfte ich im Endeffekt meine drei Monate auch ableisten.
Warum ich genommen wurde und vor allem, wieso ich tatsächlich genau in diesem meinen Wunschfachbereich zum Einsatz gekommen bin, wird wohl ein Geheimnis bleiben, da weder mein Examen  herausragend war, noch ich irgendwelche besonderen Bewerbungsbemühungen unternommen habe, sodass vielleicht wirklich einfach von schnödem Glück auszugehen ist.

Gleichzeitig hat mir diese Erfahrung aber gezeigt, egal wie gut oder schlecht der Abschluss ist, man sollte sich einfach überall bewerben, wo man gerne arbeiten möchte, und mit etwas Glück bekommt man genau die Stelle, auf die man ein Auge geworfen hat.

Aber nun zum Thema:

Bundestag, 01.10.12, kurz nach 10 Uhr morgens, völlig overdressed sitzt man beim offiziellen Dienstantritt in der Dorotheenstraße, wo aber eigentlich nichts anderes passiert, als dass man einen Laufzettel in die Hand gedrückt bekommt, den man den Rest des (Vor-) Mittags abzuarbeiten hat. Nachdem man dann einen entsprechenden Ausweis in der Personalstelle bekommen und bei den sonstigen Laufstationen vorbeigeschaut hat, bekommt man in der Schlüsselstelle seinen Büroöffner in die Hand gedrückt.

Mit dem geht es dann zur “eigenen” Dienststelle. Bei mir ein Bürogebäude, das zwar noch im Regierungsviertel liegt, aber trotzdem in einiger Entfernung zum Reichstag, dafür hatte ich mein eigenes Büro.

Reichstagskuppel

Die Arbeit als Rechtsreferendar in den Wissenschaftlichen Diensten im Bundestag sieht im Großen und Ganzen so aus, dass man in unregelmäßigen Abständen (je nachdem wie viel zu tun ist), vom Fachbereichsleiter Aufträge zugewiesen bekommt, deren Bearbeitung man dann allein oder in Zusammenarbeit mit anderen Mitarbeitern übernimmt. Aufträge sind dabei nichts anderes als Fragen, welche die Mitglieder des Bundestages (MdB) haben.
Diese Aufträge werden vorher von der sogenannten Hotline W als zentrale Anlaufstelle für die MdB an die zwölf verschiedenen Fachbereiche der Wissenschaftlichen Dienste verteilt, sofern die Mitarbeiter der Hotline W die Anfragen nicht selbst in Kürze beantworten können.
Bei diesen Aufträgen kann es sich um einfache Anfragen handeln, deren schriftliche Beantwortung nicht mehr als zwei DIN-A 4 Seiten beansprucht. Teilweise tritt jedoch auch der gegenteilige Fall ein und die Beantwortung einer Frage nimmt auf einmal den Umfang einer durchschnittlichen Dissertation an. An Themen ist so ziemlich alles möglich, was in der politischen Landschaft passiert.

Meist nimmt man, nachdem man sich bereits kurz in das Thema eingearbeitet hat, Rücksprache mit dem Anfragenden, um Details zu klären oder einfach, um den Bearbeitungszeitraum abzusprechen.

Während der Recherche hat man Zugriff auf alle erdenklichen (nicht nur) juristischen Datenbanken und kann sich bereits von Kollegen des eigenen Fachbereichs verfasste Arbeiten, die bereits einige Informationen zum eigenen Arbeitsthema beinhalten, durchlesen, sowie bei anderen Fachbereichen anfragen, ob ein Thema in ähnlicher Art und Weise von ihnen bereits aufbereitet wurde.

Sobald man sich einen Überblick hinsichtlich der zu bearbeitenden Anfrage verschafft hat, entscheidet man sich, in welcher Form diese beantwortet werden soll.

Dies kann z. B. in Form einer Ausarbeitung geschehen, aber genauso gut als Sachstand oder Kurzinformation. Der Unterschied hierbei liegt vor allem am Umfang. Dabei stellt die Ausarbeitung die aufwendigste Art der Beantwortung einer Anfrage dar. Wie bereits erwähnt kann diese mehrere Hundert Seiten stark ausfallen und vom Verfasser werden eigene Schlussfolgerungen und Argumentationen erwartet. Bei einem Sachstand wird das Thema umrissen und sodann eben der aktuelle (Sach-)Stand dargestellt. Im Vordergrund hierbei steht vor allem das Zusammentragen, Filtern und Aufbereiten von bereits vorliegenden Informationen. Kurzinformationen fallen vom Umfang her seltenst länger als zwei Seiten aus und sollen eine nicht allzu komplexe Fragestellung in aller Kürze darstellen und beantworten.

Der Bearbeitungszeitraum einer Anfrage variiert entsprechend des Umfangs der Arbeit dann auch von einigen Tagen bis hin zu mehreren Wochen.

Die fertige Arbeit legt man dann dem Fachbereichsleiter vor, der sich diese durchliest und entweder Verbesserungsvorschläge gibt oder die Arbeit an den Anfragenden rausschickt.

rotunde

Besonders gut hat mir die Bibliothek des Bundestages gefallen. Diese befindet sich im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus und hat nicht nur fast alles an Fachbüchern und -zeitschriften im Angebot, was man sich wünschen kann, sondern bestellt auch innerhalb eines Tages ein Buch, was noch nicht zum Bestand gehört, wenn man es für seine Arbeit benötigt.

Und wer jetzt etwas genauer wissen möchte, wie der Bundestag organisiert ist, dem sei dieses übersichtliche Organigramm ans Herz gelegt.

Rückblickend kann ich sagen, dass die Entscheidung, die Verwaltungsstation in den Wissenschaftlichen Diensten des Bundestages abzuleisten, richtig war.
Einen so tiefgehenden Blick hinter die Kulissen und in die Arbeitsweisen des Bundestages, bekommt man wohl selten wieder.
Sicher war es manchmal ein wenig stressig und ich zumindest habe mich anfangs ein wenig überfordert gefühlt, da man nach einer kurzen Einführungsphase sofort mindestens einen Auftrag zugewiesen bekommt und loslegen soll. Damit wird man in gewisser Weise ins kalte Wasser geworfen. Das Gefühl legte sich aber schon nach kurzer Zeit, was zu einem großen Teil auch einfach daran lag, dass man mit Fragen immer bei den Kollegen vorbeischauen und über das zu bearbeitende Thema diskutieren konnte.
So stellte sich zumindest die Situation in meinem Fachbereich dar, von Kollegen aus anderen Fachbereichen habe ich allerdings auch Erfahrungsberichte gehört, die nicht ganz so positiv ausfielen.

Nicht zu vergessen dabei ist vor allem auch die Mitarbeiterin des Vorzimmers, die einen als Neuankömmling überall unterstützt, wo es nur möglich ist und man bei ihrem Fehlen sehr schnell merkt, dass ohne sie der Fachbereich quasi arbeitsunfähig ist.

Wer allerdings aus der Zivil- oder Strafstation gewohnt ist, vielleicht ein Mal die Woche beim Ausbilder anzutanzen, der wird sich dort erst einmal umgucken, da die Anwesenheit an allen Werktagen gefordert wird, außer an denen, an dem die AG stattfindet oder Klausuren geschrieben werden. Und wenn ein Auftrag zeitnah fertig werden muss, dann kommt es vor, dass man um 8 das Büro betritt und um 23 Uhr nach Hause geht.
Nichtsdestotrotz blieb im normalen Büroalltag fast immer genug Zeit, um an Sitzungen teilzunehmen oder sich den Reichstag, sowie die anderen Regierungsbauten einfach mal abseits von den normalen Besucherführungen anschauen zu können.

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